Monday, January 08, 2007

Prolog

Ein neues Jahr, ein neues Vorhaben.

In den vergangenen Jahren kam mir immer wieder der Gedanke, auch an einem Blog zu schreiben – so, wie Gedanken eben kommen: unsortiert, aber mit einem gewissen Nachdruck. Im zweiten Augenblick habe ich die Absicht dann aber immer wieder relativ schnell verworfen – zum einen, weil mir die meisten Einträge zu dieser Zeit eher dilettantisch und unspektakulär erschienen, zum anderen, weil ich bezweifelte, neben der journalistischen Arbeit noch die Zeit für ein Blog zu finden.

Foto: Yaniv Golan

Doch ein, zwei oder gar drei Jahre können im Internet bekanntlich eine unfassbar lange Zeit sein. Seit mehr als einem Jahrzehnt nutze ich das Medium nun schon. In dieser Zeit hat das Web mehr Innovationszyklen erfahren als andere Branchen in einem Jahrhundert. Da war die frühe Verbreitungsphase, geprägt durch Pioniere wie Netscape, Geocities und die AOL-Ära, dann der kommerzielle Aufstieg durch Amazon, eBay, Yahoo & Co, der unfassbare Startup-Rummel mit dem folgenden Absturz der New Economy, dann als neuer Abschnitt die Googlisierung des Internet.

In vergangen Jahr wurde mit dem viel zitierten Web 2.0 schließlich ein ganz neues Kapital aufgeschlagen. Obwohl nicht gerade von einem technischen Quantensprung gesprochen werden kann, so ist doch eine tiefgreifende Veränderung erkennbar: Plötzlich passiert wirklich etwas im Web. Millionen Bilder werden jeden Tag bei Flickr getauscht, Millionen Videos bei YouTube hochgeladen und eben zig Millionen mal bei Blogger, Typepad oder Wordpress gebloggt – und bei Technorati gefunden.

Foto: kid.mercury

Es ist ein bisschen so, als würde ein unausgesprochenes Versprechen eingelöst: Plötzlich machen alle mit. Das gilt auch – und gerade – für die Blogs. Die Qualität dieser neuen Beitragsplattformen hat sich inzwischen dramatisch verbessert: Immer lesenwertere Blogs erreichen das Web – ob professionell gestaltete Seiten wie Mac-Essentials oder Spreeblick, die es längst mit redaktionellen Angeboten aufnehmen können oder auch und gerade die vielen authentischen Einblicke der unzähligen privaten Blogger da draußen, die immer spannendere Einträge hervorbringen.

Ich will nun selbst ausprobieren, was mit diesem Format möglich ist. Dabei werden sich meine Postings in erster Linie wohl um die Welt der Börse, der Wirtschaft, des Web 2.0s selbst, des Sports, der Literatur, der Musik – also des Zeitgeists – drehen, vor allem aber sollen persönliche An- und Einsichten nicht zu kurz kommen. Längere, journalistische Artikel wird es vermutlich weniger geben – die sind weiterhin täglich in der interaktive Investorenzeitung YEALD.de zu lesen.

Vielmehr geht es mir um die Faszination des Kleinen im Großen: Um lose Gedankensplitter, Assoziationsfetzen, literarische Skizzen – um diesen einen Satz, dem man im Notizbuch festhält. Dieses Blog soll mein Notizbuch sein. Doch in der Zeit des Web 2.0 bleibt das Notizbuch nicht mehr verschlossen, sondern soll vielmehr zu einem Pool von Ideen, Links, Bildern oder gar VLogs werden – eine Spielwiese für jeden, der lesen, sehen und vor allem mitmachen will! Die erste Seite des Notizbuchs wird nun aufgeschlagen. Endlich.

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