Friday, May 09, 2008

9. November – 9. Mai : Ein halbes Jahr iPhone

Ein halbes Jahr iPhone. So lange ist Apples längst sagenumwobenes Kulthandy inzwischen schon auf dem deutschen Markt. Der 9. November war es, als das iPhone in einem Kölner T-Mobile Store pünktlich um 0 Uhr auch in Deutschland das Licht der Welt erblickte. Historischer hätte der europäische Verkaufsstart kaum gewählt werden können, 18 Jahre nach der Wiedervereinigung.

Besitzt nun das iPhone selbst historische Dimensionen? Es ist so viel über Apples vermeintlich großen Wurf geschrieben worden, den das Time Magazin dann auch fast folgerichtig zum Produkt des Jahres gewählt hat. Da wären etwa die Schwachstellen: Ja, es hat nur eine 2 Megapixel-Kamera, die natürlich ohne Blitz auskommen muss, der Akku hält nicht lange genug (vor allem bei intensiver Web-Nutzung), der Datenübertragungsstandard Edge wäre zu langsam, und teuer sei das T-Mobile gebundene iPhone auch noch.



All das kann man so stehen lassen. Günstiger wäre besser, schneller auch, schärfer sowieso und länger erst recht – keine Frage. Verglichen mit dem, was das iPhone seinem Benutzer jedoch tatsächlich ermöglicht, sind das jedoch die viel zitierten Peanuts, die man den Kritikern zugestehen kann. Es ist die erste Generation, die nicht perfekt sein kann – oder gar muss.

Doch allein diese erste Version ist ein gamechanger, wie man im Börsenjargon so gerne sagt. Das iPhone bietet seinem Benutzer völlig neue Kommunikations-, Interaktions- und Informationsmöglichkeiten – es ist tatsächlich zum ersten Mal das Internet in der Westentasche, wie auf der Keynote versprochen. Wie toll ist das eigentlich?! SPIEGEL Online, facebook oder YouTube am Strand, in Bus & Bahn oder im langweiligen Wartezimmer beim Arzt! eMails lassen sich kinderleicht schreiben und funktionieren anywhere, any time. Aktienabfrage genauso. Frisch geschossene Bilder lassen sich sofort per Mail versenden – nix 49 Cent pro pixeliger MMS. Geht man mal auf der längeren Fahrradtour im Vier- und Marschland verloren, bietet Google Maps verlässlich erste Hilfe. Und den besten iPod aller Zeiten gibt es obendrein auch noch.



Das alles muss man nicht haben, das stimmt. Wir können auch alle wieder zurück in die Höhlen kriechen und uns mit Zeichensprache verständigen. Wir brauchen auch keine Fernseher, Bahnverbindungen oder Flugzeuge zum Überleben. Von Computer und Handys ganz zu schweigen. Und auch wird das iPhone keine tödlichen Krankheiten heilen. Steve Jobs hat Recht, wenn er sagt: Die Möglichkeiten der Technologiebranche sind begrenzt.

Aber sie kann die Lebensqualität verbessern, sie kann einem etwas geben, was im Alltag allzu oft verloren geht und vergessen wird: Spaß und Freude sind durchaus Begriffe, die mit der anwendungsfixierten Hightech-Industrie in Einklang zu bringen sind, wenn man alles richtig macht und in erster Linie an den Konsumenten denkt. All das ist beim iPhone passiert – und das ist mehr als die meisten Dinge einem für 400 Euro bieten können.

Und dann gibt es noch einen Nebeneffekt, der mit Geld eigentlich nicht aufzurechnen ist. Es gab Stimmen in den USA, die zum Debüt am 29. Juni behauptet haben, das iPhone wäre ein Babe-Magnet, ein Frauenanziehungspunkt also. Ich habe das für jene uramerikanische Übertreibungen gehalten, die so gerne aus jeden zweiten "Oh my God" sprudeln. Doch zu einem gewissen Grad stimmt das tatsächlich: Man wird wegen des iPhones angesprochen. Auf Parties, am Flughafen, in der Bahn. Bestimmt zehnmal in den letzten 6 Monaten. Wegen eines - am Ende des Tages ist es das auch - Handys!

Wem das wichtig ist: Das iPhone ist damit zugleich das erste Flirt-Gadget, das wirklich funktioniert – technisch und intentional.

1 comment:

Unknown said...

Das iPhone läutet ein Paradigmwechsel bei mobilen Endgeräten ein. Ich persönlich nutze die Telefonfunktion im Verhältnis zu den anderen Funktonen relativ wenig: die intuitive Bedienung macht einfach Spaß und beruflich ist bei mir der Nutzen von EMail, Internet mit einer entsprechenden Flatrate inzwischen nicht mehr wegzudenken. Das iPhone hat man immer direkt zur Hand und ändert daher unser Kommunikationsverhalten: schon oft konnte ich mit einer Recherche nebenbei im Internet bzw. Wikipedia eine offene Diskussion zu einem erfolgreichen Ende führen ;)