Ein halbes Jahr iPhone. So lange ist Apples längst sagenumwobenes Kulthandy inzwischen schon auf dem deutschen Markt. Der 9. November war es, als das iPhone in einem Kölner T-Mobile Store pünktlich um 0 Uhr auch in Deutschland das Licht der Welt erblickte. Historischer hätte der europäische Verkaufsstart kaum gewählt werden können, 18 Jahre nach der Wiedervereinigung.
Besitzt nun das iPhone selbst historische Dimensionen? Es ist so viel über Apples vermeintlich großen Wurf geschrieben worden, den das Time Magazin dann auch fast folgerichtig zum Produkt des Jahres gewählt hat. Da wären etwa die Schwachstellen: Ja, es hat nur eine 2 Megapixel-Kamera, die natürlich ohne Blitz auskommen muss, der Akku hält nicht lange genug (vor allem bei intensiver Web-Nutzung), der Datenübertragungsstandard Edge wäre zu langsam, und teuer sei das T-Mobile gebundene iPhone auch noch.
All das kann man so stehen lassen. Günstiger wäre besser, schneller auch, schärfer sowieso und länger erst recht – keine Frage. Verglichen mit dem, was das iPhone seinem Benutzer jedoch tatsächlich ermöglicht, sind das jedoch die viel zitierten Peanuts, die man den Kritikern zugestehen kann. Es ist die erste Generation, die nicht perfekt sein kann – oder gar muss.
Doch allein diese erste Version ist ein gamechanger, wie man im Börsenjargon so gerne sagt. Das iPhone bietet seinem Benutzer völlig neue Kommunikations-, Interaktions- und Informationsmöglichkeiten – es ist tatsächlich zum ersten Mal das Internet in der Westentasche, wie auf der Keynote versprochen. Wie toll ist das eigentlich?! SPIEGEL Online, facebook oder YouTube am Strand, in Bus & Bahn oder im langweiligen Wartezimmer beim Arzt! eMails lassen sich kinderleicht schreiben und funktionieren anywhere, any time. Aktienabfrage genauso. Frisch geschossene Bilder lassen sich sofort per Mail versenden – nix 49 Cent pro pixeliger MMS. Geht man mal auf der längeren Fahrradtour im Vier- und Marschland verloren, bietet Google Maps verlässlich erste Hilfe. Und den besten iPod aller Zeiten gibt es obendrein auch noch.
Das alles muss man nicht haben, das stimmt. Wir können auch alle wieder zurück in die Höhlen kriechen und uns mit Zeichensprache verständigen. Wir brauchen auch keine Fernseher, Bahnverbindungen oder Flugzeuge zum Überleben. Von Computer und Handys ganz zu schweigen. Und auch wird das iPhone keine tödlichen Krankheiten heilen. Steve Jobs hat Recht, wenn er sagt: Die Möglichkeiten der Technologiebranche sind begrenzt.
Aber sie kann die Lebensqualität verbessern, sie kann einem etwas geben, was im Alltag allzu oft verloren geht und vergessen wird: Spaß und Freude sind durchaus Begriffe, die mit der anwendungsfixierten Hightech-Industrie in Einklang zu bringen sind, wenn man alles richtig macht und in erster Linie an den Konsumenten denkt. All das ist beim iPhone passiert – und das ist mehr als die meisten Dinge einem für 400 Euro bieten können.
Und dann gibt es noch einen Nebeneffekt, der mit Geld eigentlich nicht aufzurechnen ist. Es gab Stimmen in den USA, die zum Debüt am 29. Juni behauptet haben, das iPhone wäre ein Babe-Magnet, ein Frauenanziehungspunkt also. Ich habe das für jene uramerikanische Übertreibungen gehalten, die so gerne aus jeden zweiten "Oh my God" sprudeln. Doch zu einem gewissen Grad stimmt das tatsächlich: Man wird wegen des iPhones angesprochen. Auf Parties, am Flughafen, in der Bahn. Bestimmt zehnmal in den letzten 6 Monaten. Wegen eines - am Ende des Tages ist es das auch - Handys!
Wem das wichtig ist: Das iPhone ist damit zugleich das erste Flirt-Gadget, das wirklich funktioniert – technisch und intentional.
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Friday, May 09, 2008
Friday, February 29, 2008
Lost in social networks: Freundefinden im facebook (ein Selbstversuch)

Das Web 2.0 ist ein cooler Ort, an dem sich coole Menschen treffen, die coole Sprüche klopfen und oft genug mit dreistelligen Kontakten miteinander verbunden – also: vernetzt sind. Für jedes Alter, so scheint es, gibt es zumindest ein soziales Netzwerk.
Xing, das früher openBC hieß (was eigentlich viel cooler klang, aber eine höhere Marktkapitalisierung gefährdete), ist für die arbeitende Bevölkerung gedacht, die noch dabei ist, ihre Karriere aufzubauen, wo Netzwerke eben helfen – die Generation 30+ also.
LinekdIn ist das internationale Pendant – dasselbe in Weiß und in Englisch. For the global player in you.
studiVZ ist das größte Studentennetzwerk der Republik und zählt mehr als 4 Millionen Mitglieder – also doppelt so viel wie es Studenten gibt. Das Ding ist so beliebt, dass es offenkundig die ganze deutsche Generation 20+ elektrisiert hat – es soll mehr als Ausnahmefälle geben, die sich beim Durchklicken der virtuellen Fotoalben mancher Studentin wünschen, sie könnten noch einmal zurück auf den Campus...
facebook indes ist die Krönung aller sozialen Netzwerke (YouTube und mySpace einmal nicht weiter betrachtet, weil entweder TV-Freaks oder Teenies oder beide zu ihrer eigentlichen Zielgruppe zählen). Funktional viel ausgereifter als der deutsche Nachahmer studiVZ, umfasst facebook inzwischen weltweit über 60 Millionen Nutzer: (zumeist) keine Fakes, sondern namentlich registrierte Nutzer; vor allem, aber nicht nur Studenten, sondern inzwischen auch viele Professionals der Xing-/LinkedIn-Generation - und das eben auch noch weltweit. facebook ist also das definitive social network for the global player and networker and the funlover in you.
Also auf zu facebook! Doch so einfach ist es nicht, wie ein Selbstversuch vom vorletzten Wochenende beweist. Ein früherer Kollege der Generation Xing/LinkedIn/30+ lädt mich zu facebook ein. Das finde ich gut – ich hatte ja auch schon mal daran gedacht, aber schnell kapituliert, weil ich niemanden, aber auch wirklich fast niemanden aus dem Freundes-/ Bekannten/-Kollegen-Kreis dort gefunden habe.
Also ein neuer Anfang, ein neues Profil in einem social network. Oh Wunder, tatsächlich finde ich dann doch eine Freundin in facebook. Schon zwei Kontakte. Ich klicke mich noch einmal durch meine Xing-Kontakte. Nein, wirklich niemand hier. Ich öffne mein Adressbuch und beginne Einladungen zu verschicken. Zunächst an die besten 10 Freunden, wir wollen ja nicht übermütig werden – und wahllos schon gar nicht. Das hier soll schließlich das Königsbuch der Netzwerke sein, VIP-Status wäre da nicht schlecht. Friends only!

Am Sonntag direkt nach dem Aufwachen ein Blick auf das iPhone. Nils and Otto Pfister are now friends, verrät mir mein facebook-Profil. Zuerst finde ich das lustig, dann doof. Otto Pfister ist bekanntermaßen Trainer der kamerunischen Nationalmannschaft – und, nicht zuletzt dank seines Nachnamens, eher Witzfigur als realer Kontakt. Da hat sich ein Freund wohl nicht ganz getraut und stattdessen den 61-jährigen Handlungsreisenden vorgeschickt. Ich belehre den Freund in einer eMail, dass soziale Netzwerke wie facebook schon von ihrer Authentizität leben und er sich doch bitte zu erkennen geben möge. Das will er nicht, und so ist Otto am Ende des Tages nicht mehr mein Freund.
Die Angst der Generation 30+ vor der Internetveröffentlichungen des eigenen Namens – sie ist schon sehr ausgeprägt. Als Reaktionen kommen: "Weiß nicht", "was soll ich denn da", "sehe keinen Mehrwert", "bin skeptisch", "melde mich vielleicht nächste Woche an" – oder gar nicht. Ich bin überrascht. facebook ist tatsächlich die coolste und die nützlichste Seite der Web 2.0-Ära – und trotzdem kein Interesse?
Im Gegensatz dazu blockieren etwa braungebrannte Norwegerinnen auf Kreta stundenlang Interncafés auf der Suche nach dem neusten facebook-Gossip. Und tatsächlich kann man in facebook wirklich alle und alles finden – selbst den 7 Jahre vergessenen Kollegen aus New York, der jetzt seine Salsa Society hat, selbst die Sommerliebe aus dem zweiten Unisemester und sogar eine Brüsseler Liebschaft mit luxemburgisch-italienischen Wurzeln aus der Zeit um die Millenniumswende.
Schließlich kamen die Freunde dann doch - unter zwar aus den unterschiedlichsten Himmelsrichtigungen. Nach einer Woche hatte ich zehn Freunde, nach zwei zwanzig – die Hälfte neu aus facebook. Aus Peru, aus Mexiko, aus Kroatien. Es lebe die globalisierte Welt - einmal mehr im Internet.

Added by popular demand: Der facebook-Song auf YouTube
Sunday, January 20, 2008
Riga, Rigeros
Erkundungsreise in den Wilden Osten, Teil II. Nach dem sehr unterhaltsamen Danzig-Trip im November wagen wir uns 700 Kilometer weiter in den Osten vor - und zwar in die heimliche Metropole des Baltikums. Knapp 900.000 Menschen leben in der lettischen Hauptstadt - darunter, so hält sich hartnäckig das Gerücht, besonders feierfreudige Zeitgenossen.

Und Gerüchte trügen bekanntermaßen selten: Das Nachtleben ist vielen westlichen Metropolen überlegen, zumal unverkrampfter und schlicht unterhaltsamer. Ein Geheimtipp ist Riga indes nicht mehr – viele Clubs werden längst von derselben Partycrowd bevölkert, die sich von Amsterdam bis Zürich die Nächte um die Ohren schlägt. Selbst iPhones wurden bereits gesichtet...

Und auch die vom lonely planet beschworenen notorischen Anbandelversuche einseitig interessierter, leichtbekleideter Rigenserinnen scheinen eher der Osteuropa-Mythik geschuldet zu sein. Am Ende der Nacht wirkt jede größere Party zwischen Essential und Nautilus wie ein Klassentreffen der facebook-Generation: Dancefloor-Dating mit dem obligatorischen "Where-ya-frum?"-Gefloskel, Cuba Libres und Caipies zu Justin, Nelly und Timbaland.

Noch mehr Unterhaltung gibt es indes am Tage: Die faszinierende Altstadt mit ihren Jugendstilbauten lockt ebenso wie der mehr als 500 Jahre alte Dom, die Petrikriche oder das Schwedentor – Dokument einer bemerkenswerten Vergangenheit. Die stolze Hansestadt war im 17. Jahrhundert tatsächlich schwedische Hauptstadt, bevor sie unter dem Einfluss des Deutschen Ordens und Polen-Litauens gestanden hatte.

Mit dem aufkommenden 18. Jahrhundert jedoch griff eine andere Großmacht nach der Hafenstadt: Riga wurde russisch – und sollte es, abgesehen von zwei Jahrzehnten der Unabhängigkeit nach dem Ersten Weltkrieg, bis 1991 bleiben. Der Einfluss der Sowjetherrschaft ist bis heute unverkennbar.

Doch in diesen Tagen hat die Moderne hat längst Einzug gehalten. Nicht nur die Klein-Wall Street findet sich in den Straßen von Riga wieder...

... auch DAS Internet ist in der bevölkerungsreichsten Stadt des Baltikums beheimatet... :)

Alle Fotos: © Nils Jacobsen

Und Gerüchte trügen bekanntermaßen selten: Das Nachtleben ist vielen westlichen Metropolen überlegen, zumal unverkrampfter und schlicht unterhaltsamer. Ein Geheimtipp ist Riga indes nicht mehr – viele Clubs werden längst von derselben Partycrowd bevölkert, die sich von Amsterdam bis Zürich die Nächte um die Ohren schlägt. Selbst iPhones wurden bereits gesichtet...

Und auch die vom lonely planet beschworenen notorischen Anbandelversuche einseitig interessierter, leichtbekleideter Rigenserinnen scheinen eher der Osteuropa-Mythik geschuldet zu sein. Am Ende der Nacht wirkt jede größere Party zwischen Essential und Nautilus wie ein Klassentreffen der facebook-Generation: Dancefloor-Dating mit dem obligatorischen "Where-ya-frum?"-Gefloskel, Cuba Libres und Caipies zu Justin, Nelly und Timbaland.

Noch mehr Unterhaltung gibt es indes am Tage: Die faszinierende Altstadt mit ihren Jugendstilbauten lockt ebenso wie der mehr als 500 Jahre alte Dom, die Petrikriche oder das Schwedentor – Dokument einer bemerkenswerten Vergangenheit. Die stolze Hansestadt war im 17. Jahrhundert tatsächlich schwedische Hauptstadt, bevor sie unter dem Einfluss des Deutschen Ordens und Polen-Litauens gestanden hatte.

Mit dem aufkommenden 18. Jahrhundert jedoch griff eine andere Großmacht nach der Hafenstadt: Riga wurde russisch – und sollte es, abgesehen von zwei Jahrzehnten der Unabhängigkeit nach dem Ersten Weltkrieg, bis 1991 bleiben. Der Einfluss der Sowjetherrschaft ist bis heute unverkennbar.

Doch in diesen Tagen hat die Moderne hat längst Einzug gehalten. Nicht nur die Klein-Wall Street findet sich in den Straßen von Riga wieder...

... auch DAS Internet ist in der bevölkerungsreichsten Stadt des Baltikums beheimatet... :)

Alle Fotos: © Nils Jacobsen
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